Rüstungsinvestments: Von der Bedeutungslosigkeit zum Hype
Julius Schneider, Analyst, ComfortInvest
Die Welt ist im Aufruhr und mit ihr der globale Verteidigungssektor. Das weltweite Verteidigungs- und Sicherheitskonzept befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, der Konflikt in Nahost, sowie die veränderte US-Außenpolitik haben eine in diesem Jahrhundert beispiellose Dynamik im Verteidigungssektor ausgelöst. Welche geopolitischen Entwicklungen haben den aktuellen Rüstungsboom angetrieben und wer sind die größten Akteure der Branche in den USA und in Europa? Auf welche Investmentprodukte können Anleger setzen, um an dieser Entwicklung teilzuhaben? Bei der Flut an neuaufgelegten Produkten fällt die Entscheidung viel schwerer als auf den ersten Blick vermutet.
Weckruf für die europäische Sicherheitsarchitektur
Der Krieg in der Ukraine hat Europas Verteidigungspolitik wachgerüttelt. Länder wie Deutschland, die lange von der „Friedensdividende“ profitierten, erhöhen nun ihre Verteidigungsausgaben. Die Reaktionen sind regional unterschiedlich: Osteuropäische Staaten wie Polen und die baltischen Länder investieren massiv, um sich gegen Russland zu wappnen. Zentraleuropäische Länder wie Deutschland und Frankreich setzen stärker auf multilaterale Kooperationen. Deutschland vermied lange das Thema Aufrüstung und vertraute auf den Schutz durch die NATO – insbesondere durch die USA. Haushaltsmittel wurden anderweitig verwendet, doch diese Strategie stößt nun an ihre Grenzen.
NATO unter Zugzwang durch Trumps Milliardenforderung
Ursprünglich als kollektive Sicherheitsarchitektur konzipiert, stehen die NATO-Mitgliedsstaaten heute unter wachsendem Druck, sich um ihre eigene Verteidigung zu kümmern. Präsident Trump fordert eine drastische Erhöhung des NATO-Ziels von 2 % auf 5 % des BIP. Seine Begründung: Die USA tragen einen überproportionalen Teil der Sicherheitslast, während europäische Staaten von der amerikanischen Schutzgarantie profitieren, ohne ausreichend in ihre Verteidigung zu investieren (vgl. Abb. 1). Dabei stellt Trump sogar Artikel 5 des NATO-Vertrags in Frage – die Beistandsverpflichtung im Falle eines Angriffs. Der einst verlässliche NATO-Schutzschirm zeigt damit sichtbare Risse.
Ein neues Narrativ der Sicherheitsarchitektur
Diese Forderung hat in Europa hitzige Debatten ausgelöst. Besonders wirtschaftlich angeschlagene Staaten suchen nach alternativen Berechnungsmodellen – etwa durch die Einbeziehung militärisch nutzbarer Infrastruktur. Beim NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag wurde nun aber ein starkes Signal gesetzt: Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sich, künftig 5 % des BIP in Verteidigung und Sicherheit zu investieren – davon 3,5 % für Kernverteidigung; der Rest kann u. a. für sicherheitsbezogene Investitionen und Terrorabwehr verwendet werden.
Diese geopolitische Neuausrichtung treibt die Nachfrage nach Rüstungsgütern weltweit an. Neben Waffen wie Panzern und Flugzeugen rücken Hyperschallwaffen, autonome Systeme und Cybersicherheit in den Fokus. Die Modernisierung der Streitkräfte beschleunigt sich, die Budgets steigen – ein Impuls für die Rüstungsindustrie.
Trotz neuer Beschlüsse bleibt das Vertrauen in die NATO unter Trump belastet. Viele europäische Staaten setzen nun verstärkt auf eigene Technologien, stoßen jedoch an Grenzen bei Produktionskapazitäten und Systemverfügbarkeit. Eine gemeinsame europäische Entwicklung wird unumgänglich, auch wegen der hohen Kosten. Die geopolitischen Spannungen markieren keinen kurzfristigen Trend, sondern eine langfristige Neuausrichtung der globalen Verteidigungsindustrie. Die Frage lautet: Was ist investierbar in einer Welt nach Jahren des Friedens?
Westliche Rüstungsindustrie im Vergleich
Seit dem Zweiten Weltkrieg dominieren die Vereinigten Staaten die globale Rüstungsindustrie. Dies zeigt sich deutlich im Anteil der US-Unternehmen unter den weltweit größten Rüstungsfirmen sowie in deren Umsatzvolumina. Viele dieser Konzerne sind eng mit dem Pentagon verflochten, was ihnen planbare und wiederkehrende Aufträge sichert. Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) stammen rund 40 % der Top-100-Rüstungsunternehmen aus den USA, während nur etwa 25 % aus Europa kommen. Noch deutlicher wird der Unterschied beim Umsatzanteil durch Rüstungsgüter: Europäische Unternehmen erwirtschaften mit 21 % Rüstungsumsatzanteil aus dem gesamten Umsatz aller Top 100 Unternehmen weltweit weniger, als es ihr zahlenmäßiger Anteil vermuten lassen würde. Die US-Amerikaner schneiden hier mit einem Rüstungsumsatzanteil von 50 % absolut und relativ deutlich besser ab (vgl. Abb. 2).
Zum besseren Verständnis des möglichen Investmentuniversums und um die relevanten Unternehmen in den vorgestellten Fonds und ETFs einzuordnen sind im Folgenden die größten US-Rüstungsunternehmen aufgelistet:
In Europa gibt es deutlich weniger Rüstungsunternehmen als in den USA, bedingt durch strikte Exportkontrollen und restriktive politische Rahmenbedingungen. Besonders in Deutschland sind einige Firmen nicht investierbar wie bspw. Diehl, da sie sich in Familienbesitz befinden.
Investmentprodukte im Überblick
Der Verteidigungssektor erlebte ein Comeback, denn bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs galt Rüstung als verpönt. Entsprechend besitzen die meisten Fonds keine lange Historie. Die Auswahl basiert auf Fondsvolumen, sowie Marktrelevanz und zeigt, welche Produkte aktuell im Fokus stehen:
Fazit
Die vier Fonds verdeutlichen die vielfältigen Investmentansätze rund um Rüstung und Sicherheit. Die ETFs von VanEck und WisdomTree bilden den Sektor passiv ab, während VanEck global investiert und WisdomTree sich auf Europa konzentriert – mit besonders hoher Gewichtung einzelner Schlüsselunternehmen. Die aktiv verwalteten Fonds von DWS und LBBW verfolgen dagegen eigene Strategien: DWS setzt auf ein breites Technologiespektrum, das über klassische Verteidigung hinausgeht, während LBBW strikt sicherheitsorientiert bleibt.
Trotz unterschiedlicher Ausrichtungen profitierten alle Produkte von denselben Markttreibern: Steigende Verteidigungsausgaben, geopolitische Unsicherheiten und wachsender Bedarf an Cybersicherheit. Für Anleger stellt sich die Frage nach der Zielsetzung: ETFs bieten eine einfache und kostengünstige Markt-Abbildung, sind aber stärker konzentriert und weniger flexibel. Aktive Fonds kosten mehr, erlauben jedoch eine breitere Streuung und bilden das Rüstungsthema holistisch ab. Dies ermöglicht dem Management Aktien flexibel und aktiv zu positionieren.
Gleichzeitig gilt: Die Euphorie darf nicht über Risiken hinwegtäuschen. Viele Rüstungsaktien sind hoch bewertet und Rücksetzer sind möglich, etwa durch politische Entspannung, Produktionsengpässe oder sinkende Budgets. Rüstung bleibt eine Nische, die im Portfolio nicht zu hoch gewichtet werden sollte. Das gilt auch deswegen, weil Rüstungsinvestments kaum Auswirkungen auf unternehmerische oder politische Entscheidungen haben. Dennoch sind sie ein Spiegelbild unserer Zeit und einer Debatte um den Dreiklang zwischen moralischen Bedenken, realpolitischer Notwendigkeit, sowie der Frage, ob Rüstung langfristig als renditestarker und diversifizierender Portfoliobaustein gelten kann.
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Julius Schneider ist Markt- und Produktanalyst bei der Vermögensverwaltung ComfortInvest. Außerdem fungiert er als stellvertretender Portfoliomanager der Strategien Wachstum, Chance Nachhaltig, Chance Plus und Chance Plus Nachhaltig. Seine Analysen werden regelmäßig in den beliebten Fachmagazinen FONDS professionell ONLINE und DAS INVESTMENT veröffentlicht.
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